Faltbare Knochen aus dem 3D-Drucker

Hannoveraner Forscher haben ein Knochenersatzmaterial entwickelt, das die Behandlung von Knochendefekten zukünftig deutlich effizienter möglich machen soll.

Rund um den Globus werden jährlich über vier Millionen Operationen durchgeführt, für die Knochenersatzmaterial benötigt wird. Gerade bei größeren Knochendefekten stellt die Therapie noch immer eine Herausforderung dar, wenn das Material so stabil wie natürliches Gewebe und zugleich langlebig und körperverträglich sein soll. „Knochenersatzmaterial kann beispielsweise bei einer sogenannten Augmentation zum Einsatz kommen, in deren Zuge ein unzureichender Kieferknochen vor einer Zahnimplantation vergrößert wird“, erklärt der erfahrene Implantologe und Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain.

Ein Team am Institut für Zellbiologie und Biophysik der Leibniz-Universität Hannover hat nun einen Stoff entwickelt, der den Knochenersatz in Zukunft wesentlich vereinfachen könnte. Die Innovation überzeugte den Europäischen Forschungsrat derart, dass er eine Proof-of-Concept-Förderung an Prof. Dr. Cornelia Lee-Thedieck und ihre Mitarbeiter vergab, um den Weg aus dem Labor in die klinische Anwendung zu verkürzen.

Zusammensetzung wie ein natürlicher Knochen

Die Hannoveraner Forscher orientierten sich am Stoffmix eines natürlichen Knochens und entwarfen daraufhin ihr „Priobone“ (für „3D-printable biomimetic bone regeneration material“) genanntes Material. „Es ist gut verträglich für Zellen, fördert das Knochenwachstum, besitzt ausgezeichnete mechanische Eigenschaften und kann im 3D-Druck verwendet werden. Damit hat es das Potenzial, herkömmliche Behandlungen und andere Lösungen auf dem Markt zu übertreffen“, fasst Prof. Dr. Lee-Thedieck zusammen.

Und das ist noch nicht alles: Priobone lässt sich sogar faltbar ausdrucken. Dadurch kann es minimalinvasiv an den vorgesehenen Ort gebracht und dort entfaltet werden.

Da weder biologische noch neuartige Bestandteile für Priobone verwendet werden, gehen die Wissenschaftler davon aus, den Zulassungsprozess vergleichsweise zügig durchlaufen zu können. Gleichwohl sind zunächst noch klinische Anwendungsstudien erforderlich, um die Praxistauglichkeit und Unbedenklichkeit des neuen Materials zu bestätigen.