Gefährden Zahnprothesen die systemische Gesundheit?

Zwei Jahre, nachdem sie eine Zahnprothese erhalten haben, zeigen Probanden in einer aktuellen Studie deutlich ungünstigere Ernährungsmarker.

Die Zahnprothetik hat in den letzten Jahrzehnten bahnbrechende Fortschritte verzeichnet. Am prominentesten ist sicherlich die Etablierung von Zahnimplantaten als Trägern für Zahnersatz. Doch auch konventionelle Zahnprothesen sind in ihrer modernen Ausführung optisch ansprechend und gut handhab- und tragbar. Einen langfristigen Nachteil scheinen sie einer neuen Forschungsarbeit der Indiana University School of Dentistry und des ebendort ansässigen Regenstrief Institute zufolge indes aufzuweisen: Sie veranlassen viele Patienten zu Ernährungsänderungen, die zu einer geringeren Versorgung mit wichtigen Nährstoffen führen können.

Für diese Erkenntnis werteten die Forscher einen enormen Datenschatz aus: Mehr als 10.000 Personen haben sich über Jahre hinweg zahnärztlich untersuchen und ihre Stoffwechsel- und Blutwerte bestimmen lassen. So konnten die Wissenschaftler vergleichen, wie sich die Werte zwei Jahre vor Erhalt einer Zahnprothese und zwei Jahre danach zueinander verhalten.

Sollte Ernährungsberatung Standard werden?
Während zentrale Ernährungsmarker bei den Probanden, die keine Zahnprothese erhielten, über die vier Jahre in etwa gleich blieben, zeigte die Kurve bei den Prothesenträgern sichtbar nach unten. Mit anderen Worten: Ihre Nährstoffversorgung hat sich verschlechtert. Wenngleich noch nicht von einer Unterversorgung gesprochen werden muss, ist das eine bedenkliche Entwicklung, der Prothesenträger mit durchdachter Ernährung entgegenwirken sollten. Die Studienautoren empfehlen sogar, die Versorgung mit einer Zahnprothese grundsätzlich mit einer Ernährungsberatung zu flankieren.

Es gibt jedoch auch noch eine bessere Option: „Mit Implantat-getragenem Zahnersatz bleibt das natürliche Kaugefühl in der Regel erhalten, daher gibt es keinen Anlass, den persönlichen Speiseplan umzustellen“, betont der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain, der schon zahllose Implantatpatienten begleitet hat. Zwar verrät die aktuelle US-Studie nichts über die Ernährungsmarkerwerte von Implantatträgern. Doch angesichts des Tragekomforts, den diese Versorgungsart verschafft, erscheint es wenig plausibel, dass die Ernährung nachhaltig umgestellt wird.