Sind Abstoßungsreaktionen bei Zahnimplantaten bald Vergangenheit?

Prinzipiell kann jeder Fremdkörper eine Immunreaktion auslösen, auch bei Zahnimplantaten besteht die Gefahr. Abhilfe könnte nun ein Stoff schaffen, der aus der Anti-Falten-Behandlung bekannt ist.

Fresszellen erfüllen eine wichtige Funktion in der Immunabwehr des menschlichen Körpers: Sie umkapseln und isolieren damit Stoffe und Organismen, die schädlich sein könnten, und sorgen für deren Ausscheidung. Leider fällt dem Immunsystem die Unterscheidung zwischen nützlich und schädlich nicht immer leicht. So besteht auch bei Implantationen, ob von Hüftgelenken oder künstlichen Zahnwurzeln, immer das Risiko einer Abstoßungsreaktion.

„Ein Zahnimplantat ist für das Kiefergewebe zunächst ein Fremdkörper und somit eine potenzielle Bedrohung. Es muss also so weit wie möglich sichergestellt werden, dass das Immunsystem keine Fress-, Bindegewebs- und weiteren Zellen entsendet, um das Implantat zu verkapseln. Kommt es nämlich dazu, leiden die Patienten schlimme Schmerzen und das Implantat droht den Halt einzubüßen“, erklärt der erfahrene Implantologe und Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain.

Im Falle einer solchen fehlgeleiteten Abstoßungsreaktion müssen potente Medikamente eingesetzt werden. In Zukunft allerdings soll den Patienten das erspart bleiben, denn Wissenschaftler aus Halle/Wittenberg haben eine effektive Präventionsmethode entwickelt.

Hyaluronsäure und Heparin als Entzündungsschutz
Der Ansatz basiert auf der entzündungshemmenden Wirkung von Hyaluronsäure, bekannt als Anti-Falten-Mittel, und von Heparin. Die Forscher der Martin-Luther-Universität haben eine Beschichtung aus diesen beiden Stoffen hervorgebracht, die die Signalübertragung zwischen den Fresszellen unterbindet. Dadurch werden fast keine entzündungsfördernden Botenstoffe mehr ausgeschüttet, die Immunreaktion auf das Implantat entfällt.

Wie erste Experimente auf Metalloberflächen zeigten, erfüllt die Beschichtung diesen Zweck, ohne einen befürchteten Nebeneffekt mit sich zu bringen: die Schwächung der Immunabwehr rund um das Implantat. Denn auch wenn eine Entzündung wirksam verhindert werden soll, darf dabei nicht die Körperabwehr außer Schach gesetzt werden, schließlich müssen Wundheilung und Keimbekämpfung weiterhin funktionieren. Dieser Spagat scheint in Halle/Wittenberg gelungen zu sein.

Dort werden nun Tests direkt auf Implantaten und Modellorganismen durchgeführt, um die Eigenschaften der Beschichtung weiter zu erforschen. Bis zur Marktreife dürften noch einige Jahre vergehen.