Neuer Therapieansatz für infizierte Implantatumgebungen

In seltenen Fällen dringen bei einer Implantation Bakterien in die Wunde und führen zu einer Infektion. Fraunhofer-Forscher haben nun ein hocheffizientes Gegenmittel entwickelt.

Bei jeder Operation, ob nun eine neue Hüfte oder ein Zahnimplantat eingesetzt wird, besteht das Risiko von Infektionen. Professionelle chirurgische Abläufe können das Risiko zwar minimieren, niemals aber ganz ausschalten. Bei der Behandlung stellen sich die Herausforderungen, dass zum einen Resistenzen gegen Antibiotika auftreten können und zum anderen die per Tabletten oder Infusionen verabreichbare Antibiotika-Dosis häufig nicht zur Abtötung aller Keime am Implantat ausreicht. Daher kommt es vor, dass ein Implantat ausgetauscht werden muss.

Forscher der Fraunhofer-Institute für Zelltherapie und Immunologie IZI, für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME und für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM haben nun eine Behandlungsmethode entwickelt, die erneuten Keimbefall beim zweiten Implantat effektiv verhindert.

Kombination aus Implantatauftrag und Silberionen
Bei dem neuen Therapieansatz wird das Antibiotikum direkt auf das Austausch-Implantat aufgetragen. Um Resistenzen weitgehend auszuschließen, wird zuvor auf Basis einer Keimprobe das passende Antibiotikum ausgewählt. Dank einer speziell entwickelten Beschichtung haftet dieses gut am Implantat und wird nach dem Einsetzen ans umliegende Gewebe abgegeben.

Die Wirkung haben die Forscher durch einen „Trick“ intensiviert: Die Beschichtung enthält Silber. Silberionen töten Bakterien ab, wie Antibiotika. Bringt man beide Substanzen zusammen, steigern sie gegenseitig ihre Wirkung. In der Gesamtwirkung wird eine erneute Infektion bzw. ein Fortbestehen der vorhandenen extrem unwahrscheinlich.

Des Weiteren gingen die Fraunhofer-Wissenschaftler auch der Frage nach, aus welchen pflanzlichen Stoffen sich neue Antibiotika gewinnen ließen. Diese werden dringend benötigt, denn gegen immer mehr Keime können die heute erhältlichen Antibiotika nichts mehr ausrichten. Multiresistente Keime sind zu einer der großen medizinischen Herausforderungen der modernen Medizin geworden. Allerdings dauert es einige Jahre, ein neues Antibiotikum zu entwickeln und bis zur Marktreife zu bringen.