Steht der Zahnimplantologie ein Quantensprung bevor?

Optimierte Osseointegration, schnellere Einheilung, kaum Implantatausfälle: Forscher der University of California haben ein neues Verfahren ausgetüftelt, das den heute eingesetzten weit überlegen sein soll.

„Wir sind in eine neue Ära der Implantologie eingetreten“, verkündete Dr. Takahiro Ogawa kürzlich vollmundig bei der Vorstellung einer innovativen Implantationstechnologie im Fachblatt „Journal of Functional Biomaterials“. Über zehn Jahre hat er mit seinem Team von der School of Dentistry der University of California Los Angeles (UCLA) an der Lösung geforscht. „Die Möglichkeiten sind grenzenlos, und ich bin äußerst gespannt auf die potenziellen Auswirkungen auf die orale und allgemeine Gesundheit“, so Dr. Ogawa weiter.

Kern des neuen Verfahrens ist eine Bestrahlung der Titanimplantate mit UV-Licht direkt vor dem Einsetzen. Damit wird eine Kohlenwasserstoffschicht entfernt, die natürlicherweise auf den Implantatoberflächen entsteht und maßgeblich an vielen potenziellen Komplikationen beteiligt ist. Insbesondere fördert sie eine Entzündung des Implantatbetts, fachsprachlich Periimplantitis genannt. Sie ist der Hauptgrund für ein späteres Implantatversagen. „Unser Ziel ist es, Periimplantitis endgültig zu eliminieren“, bekräftigt Dr. Ogawa.

Von 48 Stunden auf eine Minute 
Die Herausforderung bestand primär darin, den nötigen UV-Bestrahlungsprozess auf eine praxistaugliche Dauer zu verkürzen – denn zunächst nahm er 48 Stunden in Anspruch. Mittlerweile konnte er auf ungefähr eine Minute verkürzt werden, womit das Verfahren in der Breite einsetzbar ist. 

Die ersten Praxisanwendungen scheinen die erhofften Resultate hervorzubringen. So berichten die Forscher, dass die Osseointegration – das Einwachsen ins Knochengewebe – nahezu perfekt ablaufe, weshalb die Implantate etwa doppelt so gut verankert würden wie solche ohne UV-Bestrahlung. Das Risiko eines Bakterienbefalls werde um etwa 60 Prozent reduziert, das Einheilen signifikant beschleunigt. Wegen der minimierten Komplikationsrate würden Implantate auch für Patientengruppen attraktiver, die tendenziell häufiger mit Problemen konfrontiert seien, etwa chronisch Erkrankte, Raucher oder ältere Personen.

Neben der Zahnimplantologie kann das neue UV-Bestrahlungsverfahren laut Dr. Ogawa auch in der Orthopädie für bessere Ergebnisse sorgen: „Orthopädische Implantate wie Hüftprothesen und Wirbelsäulenstabilisierungen zeigen hohe Raten an Revisionsoperationen und Komplikationen. Ich bin überzeugt, dass UV-behandelte Implantate dazu beitragen können, diese Problematik erheblich zu verringern.“