Wie Oralbakterien und arthritische Entzündungen zusammenhängen

Akute entzündliche Verschlimmerungen einer rheumatoiden Arthritis werden von oralen Bakterien befördert, wie eine japanische Studie mit Mäusen kürzlich bestätigte.

Schon frühere Studien hatten deutliche Hinweise auf ein Zusammenhang zwischen entzündlichen Schüben der rheumatoiden Arthritis (RA) und parodontalen Erregern erbracht. Wissenschaftler der Tokyo Medical and Dental University wollten dieser Verbindung nun auf den Grund gehen und die wirksamen molekularen Mechanismen entschlüsseln. Wie sie im „International Journal of Oral Science“ berichten, infizierten sie dazu in einem Experiment RA-erkrankte Mäuse mit dem Oralbakterium Aggregatibacter actinomycetemcomitans.

Wie sich zeigte, fiel die RA-Entzündungsreaktion bei diesen Mäusen deutlich stärker aus, ebenso die Schwellung der Gelenke. Vermindert werden konnte dieser Effekt durch die Gabe von Clodronat, das Makrophagen (Immunzellen) abbaut. Gezieltere Experimente offenbarten, dass das genannte Bakterium in Makrophagen mittelbar einen Proteinkomplex aktiviert, der für die Entzündungsregulation zuständig ist. Dieser Prozess wurde unterbunden, wenn die Mäuse nicht über das Protein Caspase-11 verfügten. Ob darin ein Präventions- und Therapieansatz liegt, werden weitere Forschungen erweisen müssen. 

Oralbakterien gefährden die systemische Gesundheit
„Orale Bakterien führen oftmals über Jahre kaum oder gar nicht zu Symptomen, doch das mit ihnen verbundene Risiko sollte man nicht unterschätzen“, warnt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „In einer Vielzahl von Studien wurden Zusammenhänge zwischen Oralbakterien und systemischen Erkrankungen gefunden, von Herzmuskelentzündung und -infarkt über Diabetes, Rheuma und Osteoporose bis hin Demenz oder gar Krebs. Hinzu kommt die Gefährdung der Zahngesundheit – eine Parodontitis kann langfristig zum Zahnverlust führen.“

Bei der RA, auch chronische Polyarthritis genannt, handelt es sich um die verbreitetste entzündliche Gelenkerkrankung. Sie tritt bei etwa einem Prozent der Erwachsenen auf, meist in späteren Lebensjahren und überwiegend bei Frauen. In der Regel macht sie sich zuerst in den Fingern und Zehen bemerkbar, doch nach und nach können weitere Gelenke hinzukommen. Bei einem Entzündungsschub schwellen sie an und werden steif. Auch der Organismus kann in Mitleidenschaft gezogen werden und etwa mit Schlafstörungen, Fieber, Müdigkeit oder Gewichtsverlust reagieren.