Nach scheinbar erfolgreich therapiertem Mundhöhlenkarzinom treten im Oberschenkel Knochenmetastasen auf, bevor der Krebs auch im Mundraum zurückkehrt – Fälle wie dieser legen eine aufmerksame Nachsorge nahe.
Im Kopf- und Halsbereich handelt es sich bei rund neun von zehn Tumoren um sogenannte Plattenepithelkarzinome (SCC), die insbesondere den Mundraum bedrohen. „Neben chronischen Entzündungen gibt es vor allem zwei Hauptrisikofaktoren für Plattenepithelkarzinome: Rauchen und häufiger Alkoholkonsum. In seltenen Fällen ist eine HPV-Infektion verantwortlich“, erläutert der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „Anzeichen für Tumoren können dauerhaft schmerzende Stellen im Mundraum oder auch Schleimhautveränderungen sein, zudem sollten gelockerte Zähne oder Prothesen als Warnsignal betrachtet werden, wenn keine anderen Ursachen wie ein Trauma oder eine Entzündungserkrankung ausfindig gemacht werden können.“
Rund 95 Prozent der SCC werden in einem frühen Stadium entdeckt und können chirurgisch entfernt werden. Auch später bestehen noch gute Heilungsaussichten. Doch bei der Nachsorge sollte ein Augenmerk auf eine wenig bekannte Gefahr gelegt werden: Auch fernab vom Mundraum können SCC zu Metastasen führen – man spricht dann von Fernmetastasen. Forscher des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg schildern im Fachjournal „Oncoscience“ einen Fall, in dem der Mundhöhlenkrebs zunächst besiegt schien. Später wurden jedoch Knochenmetastasen im Oberschenkel des Patienten entdeckt, die mit dem SCC in Verbindung standen. Alsbald kehrte der Krebs auch im Mundraum zurück. Die Wissenschaftler betonen, dass solche Fernmetastasen zwar selten auftreten, aber eben durchaus möglich sind.
Neue Biopsiemethode soll Früherkennung verbessern
Damit SCC noch früher erkannt und vor einer Metastasierung beseitigt werden können, haben Forscher aus Chicago kürzlich ein Verfahren entwickelt, mit dem vor allem Zahnärzte künftig einfacher und komfortabler (auch für die Patienten) Biopsien vornehmen können. Dazu wird eine spezielle Bürste über potenziell gefährdete Mundregionen geführt. Die dabei aufgenommenen Zellen werden genetisch analysiert; mit einer Genauigkeit von mehr als 90 Prozent teilt das Diagnose-Kit anschließend mit, ob es sich um Tumorgewebe handelt. Die Bürstenbiopsie hat damit das Potenzial, sich auf breiter Front in der Mundhöhlenkrebsvorsorge durchzusetzen.