Passgenaue, „wurzelanaloge“ Zahnimplantate vorgestellt

Berliner Forscher haben ein Implantat samt Prozesskette entwickelt, das per 3D-Druck individuell in Form der zu ersetzenden Zahnwurzel gefertigt und direkt nach deren Entfernung eingesetzt wird.

Quantensprünge in der Zahnimplantologie werden mit gewisser Regelmäßigkeit ausgerufen, auch an dieser Stelle finden sie immer wieder Erwähnung. Selten dürfte das Prädikat indes so berechtigt sein wie bei einer aktuellen Innovation aus der Bundeshauptstadt: Tüftler der TU Berlin (Fachgebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik), der Berliner Charité (Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre) und des ebendort ansässigen Unternehmens trinckle 3D GmbH haben gemeinsam ein Zahnimplantat entwickelt, das exakt die Form der betroffenen, zu ersetzenden Zahnwurzel hat. Es wird auf Basis einer 3D-Röntgenaufnahme im additiven 3D-Druckverfahren aus einer Titanlegierung hergestellt. 

Dieses von den Erschaffern als „wurzelanalog“ bezeichnete Implantat wird direkt nach der Extraktion der Zahnwurzel in den Kieferknochen gesetzt. Im Gegensatz zu heute üblichen Typen hat es außen kein Gewinde, da es „nicht in das Zahnfach geschraubt, sondern gesteckt“ wird, wie der an der Entwicklung beteiligte Forscher Malek Abu-Gharbieh von der TU Berlin hervorhebt. „Das ist minimalinvasiv und damit für den Patienten weniger belastend.“ Ein Innengewinde gibt es jedoch weiterhin, um die Zahnkrone darin zu verankern.

Warum nicht gleich „aus einem Guss“ mit Zahnersatz?
Die naheliegende Frage, warum die Zahnkrone nicht gleich mit ausgedruckt wird, um die Stabilität der Implantatkonstruktion zu erhöhen, beantworten die Wissenschaftler ebenfalls: Das Verlustrisiko würde bei einem Implantat „aus einem Guss“ signifikant steigen, da dieses keine Zeit zum Einheilen hätte – es würde schon kurz nach dem Einsetzen beim alltäglichen Kauen belastet. Daher haben die Berliner die verbreitete Dreigliederung beibehalten: Implantat, Verbindungsstück und Zahnkrone. Flankierend haben sie eine Prozesskette erdacht, mit der die Herstellung und Nachbearbeitung des Implantats vereinfacht werden. 

„Die Fortschritte in der implantologischen Forschung und Entwicklung sind beeindruckend“, freut sich der (nicht an der Innovation beteiligte) Implantologe und Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „Die Verfahren und Materialien werden stetig optimiert und verschaffen den Patienten dadurch immer mehr Sicherheit und Komfort.“