Psychische Erkrankungen beeinträchtigen Mundgesundheit

Schon lange bevor eine psychologische Diagnose vorliegt, können sich Ängste, Stress und Depressionen im Mundraum bemerkbar machen, wie eine aktuelle Übersichtsstudie zeigt.

Das Phänomen der Psychosomatik, also körperliche Symptome seelischer Erkrankungen, ist weithin bekannt und vielfach belegt. So können etwa Hautausschläge, Kopf- und Gliederschmerzen, Herzrasen oder auch Magen-Darm-Probleme auf psychischen Stress, Ängste, Trauer oder Depressionen zurückgehen. Weniger bekannt ist, dass auch die Zahngesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Und zwar nicht selten: Fast jeder dritte Zahnpatient weist – meist unerkannte – psychopathologische Anzeichen im Mundraum auf. 

So lautet ein Befund einer aktuellen Metastudie, in welche die derzeit verfügbaren Einzelarbeiten eingeflossen sind. Ihr Fazit: Zahnärzte und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen sehen Symptome häufig schon, bevor psychische Störungen oder Erkrankungen diagnostiziert werden. Sie sollten deshalb die Möglichkeit einer seelischen Ursache grundsätzlich bei der Befunderhebung mitbedenken und gegebenenfalls psychologische Hilfe anraten.

Breites Spektrum an oralen Folgekrankheiten
Seelische Leiden wirken sich oft schon ganz grundsätzlich auf die Zahngesundheit aus, indem sie eine konsequente Mundhygiene erschweren. Zu den einschlägigen Folgen zählen Karies, Parodontitis und Zahnverlust. Doch das Spektrum der resultierenden Symptome und Erkrankungen, die die Forscher zusammengetragen haben, geht weit darüber hinaus: 

  • Bruxismus
  • Wangenbeißen
  • Nägelkauen
  • Empfindungsstörungen (u. a. Überempfindlichkeit, Taubheit)
  • Zahnerosion infolge häufigen Erbrechens (etwa wegen Stress oder Essstörung)
  • Knötchenflechte
  • Burning-Mouth-Syndrom
  • myofasziales Schmerzsyndrom (MSS)
  • wiederkehrende Schädigungen (Aphten) der Schleimhaut von Zahnfleisch, Mundhöhle oder Zunge

Nicht nur die Behandler, auch die Patienten selbst sollten beim Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome einen psychosomatischen Zusammenhang in Betracht ziehen. Umgekehrt sollten sich Menschen mit psychischen Leiden bewusst machen, dass ihre Zahngesundheit beeinträchtigt werden kann und deshalb nach Möglichkeit mit erhöhten Mundhygienebemühungen und häufigeren Kontrollen geschützt werden sollte.