Zahnerhalt auch nach massivem Knochenabbau möglich

Eine internationale Langzeitstudie zeigt, dass von schwerer Parodontitis geschädigte Zähne nicht unbedingt verloren sind – eine regenerative Therapie erwies sich im Vergleich als ebenso erfolgreich wie Extraktion und Ersatz.

Erhalten geht vor ersetzen, so lautet eine medizinische Grundregel. In der zahnärztlichen Praxis indes wird bei starken parodontalen Schädigungen mit deutlichem Knochenrückgang häufig auf implantatgetragenen Zahnersatz oder eine Brücke zurückgegriffen – zu häufig, meinen die Autoren einer neuen Studie, die unter anderem am Eastman Dental Institute des University College London und an der Katholieke Universiteit (KU) Leuven durchgeführt wurde. 

Die Forscher beobachteten zwei Jahrzehnte lang 50 Personen mit schwerer Parodontitis. Diese hatten zu Beginn der Studie mindestens einen Zahn, der bis zur Wurzelspitze einen sogenannten Attachmentverlust aufwies. Das bedeutet: Dort war der Zahnhalteapparat bereits zerstört. Bei einer Probandengruppe wurden die betroffenen Zähne extrahiert, an deren Stelle traten Brücken oder implantatgetragener Zahnersatz. Die andere Gruppe erhielt eine Erhaltungstherapie. Was sich langfristig mehr auszahlt, wurde nun abschließend analysiert. 

Kein signifikanter Unterschied
Wie sich zeigte, führten beide Wege in etwa gleichermaßen zum Erfolg. Weder bei den Komplikationen noch bei der Behandlungsdauer noch bei den parodontalen Verhältnissen gab es signifikante Unterschiede. Die Zahl der Zahnverluste lag mit vier nicht wesentlich höher als die der Implantatverluste mit zwei. 

„Die Annahme, dass ein Zahn mit starkem Knochenverlust immer entfernt werden muss, ist nicht unbedingt richtig“, schlussfolgert Dr. Simone Cortellini von der KU Leuven. „Diese Studie zeigt, dass Regeneration eine wirksame Option ist, die Patienten viele weitere Jahre mit eigenen Zähnen schenken kann.“

Auch der an der Studie nicht beteiligte Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain plädiert für einen Erhalt beschädigter Zähne, wenn die Prognose hinreichend günstig ist. „Es hängt immer vom individuellen Erkrankungsbild und von der Situation des Patienten ab, ob eine regenerative Therapie möglich und sinnvoll ist.“ Wenn ein Zahn sich noch viele Jahre erhalten lasse, sei das nicht nur gesundheitlich, sondern nicht zuletzt auch finanziell ein Gewinn für Parodontitis-Betroffene.