Neue Studie zu Spontankorrektur bei Kreuzbiss

Der Kreuzbiss gehört zu den häufigsten Zahnfehlstellungen bei Kindern. Eine Therapie sollte nicht zu früh eingeleitet werden, denn in vielen Fällen wächst sich das Problem gleichsam aus.

Bei einem Kreuzbiss setzen die Seitenzähne nicht so passgenau auf, wie es für normales Kauen optimal wäre. Entweder weil die im Oberkiefer zu weit innen oder die im Unterkiefer zu weit außen stehen. Häufig liegt der Grund darin, dass der Unterkiefer schneller wächst als der Oberkiefer. Aber auch ein anatomisch einfach zu schmal geratener Oberkiefer kann für einen Kreuzbiss sorgen.

Bei Kindern ist dieses Phänomen durchaus häufig zu beobachten. Zahlreiche kieferorthopädische Behandlungen widmen sich einer Kreuzbiss-Korrektur. Angesichts der meist beträchtlichen Kosten einer solchen Therapie sollten sich Eltern allerdings genau überlegen, ob und wann diese wirklich ratsam wäre. Denn: „Im Laufe des Kieferwachstums kommt es durchaus häufig zu Spontankorrekturen, Fehlstellungen werden also quasi von der Natur selbst behoben“, wie der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain konstatiert.

Seit Jahren schon ist die Kieferorthopädie daher umstritten. Die Kernfrage lautet: Bringen die aufwendigen – nicht nur teuren, sondern auch für die Patienten unangenehmen – Behandlungen wirklich einen Vorteil gegenüber den natürlichen Korrekturmechanismen des Körpers? Der Medizinerstreit darum erhält nun neue Nahrung, die den Kritikern der Kieferorthopädie in die Karten spielt.

Rückgang der Fallzahlen um zwei Drittel – ohne Zutun
Eine Studie der hkk Krankenkasse, durchgeführt vom Kieferorthopäden Dr. Alexander Spassov (Greifswald) und von einem Team um den Sozialwissenschaftler Dr. Bernard Braun (Universität Bremen), stellte kürzlich fest: Während noch bei 32 Prozent der Siebenjährigen ein einseitiger Kreuzbiss diagnostiziert wird, fällt der Anteil auf 10,4 Prozent bei Elfjährigen – ein Rückgang um 67,5 Prozent. Auch andere Studien waren bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Diagnose bei jüngeren Kindern signifikant häufiger gestellt wird als bei älteren.

Laut Studienautor Dr. Braun stellt dieses Ergebnis eine kieferorthopädische Behandlung zwar nicht prinzipiell infrage. Eltern sollten jedoch darüber aufgeklärt werden, dass die Möglichkeit einer Spontankorrektur bestehe. „Sofort behandeln oder erst einmal abwarten und beobachten, bis die Kinder elf Jahre alt sind?“, das sei die Frage, die Eltern vor allem beantworten können müssten.