Gene beeinflussen Mund-Mikrobiom und Kariesrisiko

Eine neue Studie legt nahe, dass nicht nur Zucker dem Zahnapparat schadet – auch stärkehaltige Lebensmittel können Karies fördern. Entscheidend dafür ist ein Gen, dessen Kopienanzahl im Speichel sich von Mensch zu Mensch unterscheidet.

Es muss niemandem mehr erklärt werden, dass der schier allgegenwärtige Zucker in unserer Nahrung den Zähnen schadet. Ungewohnt ist hingegen der Gedanke, dass die als harmlos geltende Stärke in Lebensmitteln ebenfalls den Zahnschmelz angreifen kann. Ebendies konstatierte aber ein Forscherteam kürzlich im Fachjournal „Microorganisms“.

Sollte man sich nun also nach jedem Verzehr von Kartoffeln, Weizen, Mais, Erbsen, Reis & Co. den Mund ausspülen und die Zähne putzen? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn die jeweilige genetische Ausstattung eines Menschen entscheidet darüber, wie der Stoffwechsel im Mund mit Kohlenhydraten umgeht. 

Anzahl der Genkopien von AMY1 ausschlaggebend
Für diese Erkenntnis untersuchten die Wissenschaftler zunächst den Speichel von 31 Probanden, den sie zusätzlich zu Biofilmen kultivierten. Anschließend trugen sie auf diese Nährlösungen auf, die Stärke enthielten. Eine Analyse der Biofilme ergab, dass das Mikrobiom unterschiedlich auf die Stärke reagierte, und zwar in Abhängigkeit von der Kopienanzahl des Gens AMY1, zuständig für die Kodierung des Enzyms Speichelamylase. 

Je mehr Kopien dieses Gens der Speichel eines Studienteilnehmers aufwies, desto stärker waren als zahnschädlich bekannte Bakterien wie Veillonella und Atopobium im Mikrobiom vertreten. Die betreffenden Personen unterliegen daher nach Schlussfolgerung der Forscher einem erhöhten Risiko für Karies und Parodontalerkrankungen, wenn sie stärkehaltige Lebensmittel zu sich nehmen. 

Die eigene Kopienanzahl von AMY1 im Speichel per Gentest bestimmen zu lassen, dürfte für die meisten Patienten zu viel des Guten sein. In Unkenntnis des persönlichen Risikos empfiehlt es sich daher, grundsätzlich auf eine gründliche Zahn- und Mundhygiene zu achten – diese schadet schließlich in keinem Fall.