Spanische Forscher haben offenbar einen Weg gefunden, Implantate weitgehend immun gegen Bakterienbefall und damit gegen Entzündungen zu machen. Das Geheimnis: ein Bakterizid auf dem Implantat.
Bakterielle Entzündungen gehören zu den einschlägigen Risikofaktoren der Implantologie. Vor allem die Periimplantitis kann den Halt von Implantaten derart schwächen, dass der Verlust droht. „Entscheidend für den Erfolg einer Implantatbehandlung ist, dass die sogenannte Osseointegration gelingt. Bei diesem Vorgang wächst das Kiefergewebe so eng an das Implantat heran, dass dieses fast wie eine natürliche Zahnwurzel gehalten wird. Auf diesem Wirkmechanismus basiert die lange Haltbarkeit und Stabilität des implantatgetragenen Zahnersatzes“, erklärt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg und Implantologe Dr. Igor Stojanovski von der Parkpraxis in Berlin-Friedrichshain.
Kommt es bei der Osseointegration zu einem Bakterienbefall, ist das Implantat möglicherweise nicht mehr zu retten. „Und mehr als das: Auch das Knochengewebe im Kiefer kann angegriffen werden und sich zurückbilden. In dem Fall ist zunächst eine Aufbautherapie, gegebenenfalls mit chirurgischen Mitteln, vonnöten, um erneut ein Implantat verankern zu können“, so Dr. Stojanovski.
Zur Risikominimierung können die Patienten bisher im Wesentlichen ihre Mundhygiene optimieren. Bereits vorhandene Bakterienherde – oftmals bedingt durch die Volkskrankheit Parodontitis – sollten zudem vor der Implantatbehandlung beseitigt werden, um ein Übergreifen auf den implantologisch zu versorgenden Bereich auszuschließen.
Innovation aus dem Baskenland
Vor dem Durchbruch steht nun jedoch noch ein weiteres Hilfsmittel im Kampf gegen die Keime: antibakteriell beschichtete Implantate. Wissenschaftler von den Universitäten des Baskenlandes haben ein Verfahren ersonnen, mit dem Implantate zukünftig für bakterielle Angriffe gerüstet sind. Der „Trick“: Silizium (das die Osseointegration fördert) und ein Bakterizid werden zu einem Gel verrührt, auf das Implantat gestrichen und schließlich erhitzt. Dabei lässt sich steuern, ob das Bakterizid unverzüglich aktiv wird oder erst, wenn Keime nahekommen.
Die Forscher um Projektleiterin Beatriz Palla-Rubio tüfteln zudem an einer Variante, mit der schon im Kiefer befindliche Titanstifte „immunisiert“ werden sollen. Wie das genau funktionieren soll, verraten die Entwickler nicht; patentreif scheint die Technologie jedoch bereits zu sein. Damit dürften nach der Markteinführung der antibakteriellen Implantate – wann auch immer die erfolgen wird – noch mehr Implantatträger lange Zeit Freude an ihrem Zahnersatz haben.