Implantat ohne Oberkieferknochen? Möglich!

In Österreich gelang kürzlich eine herausfordernde Implantation: Mit vier bis sechs Zentimeter langen Metallstiften wurden Implantate im Jochbein einer Patientin verankert.

Die heutigen Zahnprothesen sind zwar weit entwickelt und bieten vergleichsweise hohen Tragekomfort. Doch ein natürliches Sprech- und Kaugefühl können sie noch immer nicht im Entferntesten bieten. Damit haderte auch eine 68-jährige Österreicherin. Die Lösung lautete in ihrem Fall wie in allen vergleichbaren: Implantate.

Allerdings gab es ein gravierendes Problem: Durch das langjährige Tragen einer Oberkieferprothese war der Kieferknochen bis auf einen minimalen Rest geschwunden. „In der Regel wird vor der Implantation zunächst eine Augmentation durchgeführt, wenn der Kieferknochen nicht ausreicht. Dabei wird entweder eigenes Knochengewebe oder Knochenersatzmaterial zum Aufbau eingefügt“, erläutert der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg und Implantologe Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. Gerade wenn der natürliche Kieferknochen sich sehr weit zurückgebildet hat, kann sich die Augmentation jedoch hinziehen, selbst wenn genügend Eigenknochen vorhanden ist. Da dies meistens nicht der Fall ist, wird Knochenersatz verwendet, dessen stabile Einheilung noch einmal deutlich länger dauert als bei Eigenknochen.

Bozner Zahnarzt wagt die Alternative
Da eine Augmentation bei der österreichischen Patientin nicht realistisch erschien, entschied sich der behandelnde Bozner Zahnarzt für eine radikal anmutende Alternative: die Verankerung der Implantate direkt im Jochbein. Der Unterschied zu einer „normalen“ Implantation wird deutlich, wenn man die Länge der verwendeten Metallstifte gegenüberstellt: rund einen Zentimeter messen diese im Kieferknochen, vier bis sechs Zentimeter bei der Jochbein-Verankerung. Bis zu den Augenknochen musste in den Oberkiefer gebohrt werden.

Für eine derart anspruchsvolle Operation zog der Zahnarzt vorsichtshalber einen erfahrenen Chirurgen aus Manchester hinzu. Die Kooperation hat sich ausgezahlt: Soweit bekannt, funktionieren die Implantate wie gewünscht, die Patientin ist wohlauf. Und die Implantologie hat erneut gezeigt, was mit ihr heutzutage möglich ist.