„Dr. ChatGPT“ ist kein zuverlässiger Ratgeber

Künstliche Intelligenz kann neuerdings scheinbar fast alles. Auch zu medizinischen Fragen geben ChatGPT & Co. Auskunft. Die ist allerdings mit größter Vorsicht zu genießen.

Schon seit Längerem ist allgemein anerkannt, dass künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin der Zukunft eine tragende Rolle spielen wird. So kann sie etwa bei der Auswertung von Bilddaten Dienste leisten, die ein Mensch niemals bewerkstelligen könnte. Immerhin kann sie in der Regel auf einen Fundus von Millionen Vergleichsdaten und -diagnosen zurückgreifen.

Theoretisch kann sich dieser Vorteil auch in anderen medizinischen Fragen auszahlen. Daher liegt es für viele Menschen nahe, die seit Kurzem öffentlich verfügbaren KI-Anwendungen wie ChatGPT quasi ärztlich zu konsultieren. Symptome eingeben, Diagnose und Behandlungstipps erhalten, so schnell und einfach macht es einem die KI.

„Dr. ChatGPT“ sollte allerdings nur bei sehr einfachen Fragen zurate gezogen werden, zum Beispiel nach der Schmerzlinderung nach einem Insektenstich. „Für valide medizinische Auskünfte sollte sich niemand auf eine KI stützen, die Fehleranfälligkeit ist zu hoch, als dass man sich bei potenziell gravierenden Fragestellungen darauf verlassen könnte“, betont der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain.

Eher eine andere Form von Suchmaschine

Der Grund: Man weiß nie, woher die Informationen stammen, auf denen die KI-Antwort basiert. Quellenangaben sucht man vergeblich. „Im Internet stehen viele ungeprüfte Informationen, die der ChatBot unkritisch mit übernimmt“, hebt die Informatikerin Ute Schmidt in der „Apotheken-Umschau“ hervor. Den Sinngehalt der eigenen Antworten zu erfassen ist einer KI nicht möglich, sie entscheidet einfach nach der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Wort auf das vorherige folgt. Teilweise führt das zu kruden und gefährlichen Ergebnissen. Berüchtigt ist etwa die Aufforderung zum Selbstmord, die von einer KI überliefert ist.

Mehr als eine andere Form der Suchmaschine – eine mit Einschränkungen hinsichtlich der Quellen-Überprüfung – sollte man daher von ChatGPT und vergleichbaren Angeboten einstweilen nicht erwarten. Für verlässliche Informationen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.