In zahlreichen Zahnpflegeprodukten findet sich der antimikrobielle Wirkstoff Triclosan, obwohl bereits mehrere Studien auf Gesundheitsrisiken hinweisen. Eine neue zeigt Gefahren für den Darm auf.
Das Kleingedruckte auf den Verpackungen von Zahncreme und Mundspülungen zu lesen ist schon optisch mühsam. Erschwerend hinzu kommt die hohe Dichte an Fachbegriffen, bei denen Laien nur mit den Schultern zucken können. Es steht daher zu vermuten, dass nur wenige Menschen Inhaltsstoffe ihrer Zahnpflegemittel benennen könnten.
„Im Allgemeinen kann man sich hierzulande auch darauf verlassen, dass in Zahnpflegeprodukten keine schädlichen Substanzen enthalten sind“, erläutert der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski in Berlin-Friedrichshain. „Doch es gibt Ausnahmen, die man im Blick behalten sollte. So enthalten manche ‚Weißmacher‘-Zahncremes grobe Putzkörner, die dem Zahnschmelz und auch dem Zahnfleisch gefährlich werden können.“
Eine weitere Ausnahme kristallisiert sich immer deutlicher heraus: Triclosan. Der antimikrobielle Wirkstoff wird nicht nur Zahncremes und Mundspülungen untergemischt, sondern auch Desinfektionsmitteln und Kosmetika.
US-chinesisches Forscherteam weist Zusammenhang mit chronischen Darmerkrankungen nach
In den USA wurde Triclosan schon weitgehend aus Zahncremes verbannt. Denn in den letzten Jahren erschienen Studien, die einen Zusammenhang des Wirkstoffs mit Krebserkrankungen und mit der Beeinträchtigung der Fortpflanzung nahelegen. Schon diese Forschungslage spricht für einen Verzicht. Doch Wissenschaftler der University of Massachusetts Amherst, der University of North Carolina sowie der Hongkong Baptist University haben nun ein weiteres Risiko ausgemacht, das durch Triclosan im Zusammenspiel mit bestimmten Bakterien signifikant erhöht wird: das chronischer Darmerkrankungen. Wie sie im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten, konnten diese deutlich reduziert werden, wenn dem Darm-Mikrobiom ein Triclosan-Hemmstoff zugeführt wurde.
Eine Ursache-Wirkungs-Beziehung halten die Forscher damit für belegt. Zudem sehen sie vielversprechende Ansätze, um entzündlichen Darmerkrankungen präventiv wie auch therapeutisch begegnen zu können, etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Bis marktreife Produkte dafür zur Verfügung stehen, werden allerdings noch Jahre vergehen. Bis dahin dürfte es eine gute Empfehlung sein, ins Kleingedruckte auf den Verpackungen von Zahnpflegeprodukten zu schauen, um Triclosan ausschließen zu können.