Das Zahnimplantat, das sich selbst rein hält

Mit Licht kann man Oberflächen desinfizieren. Das machen sich auch US-Tüftler zunutze, die am „intelligenten Implantat“ arbeiten: Es leuchtet fototherapeutisch und gewinnt seine Energie bei Mundbewegungen selbst.

Immer neue Forschungs-Meilensteine und Optimierungen ist man im noch relativ jungen Gebiet der Zahnimplantologie gewohnt. Was Ingenieure an der University of Pennsylvania nun ersonnen haben, mutet allerdings nicht weniger als revolutionär an: Sie entwickelten den Prototyp eines Implantatmaterials, das sich selbst bzw. seine unmittelbare Umgebung fototherapeutisch von Bakterien reinigt – ein leuchtendes Implantat also, die Tüftler nennen es „intelligent“. Das mag etwas hochtrabend erscheinen, doch nichtsdestotrotz verfügt das Material über verblüffende Eigenschaften.

Dank seiner sogenannten Piezoelektrizität eignet sich Bariumtitanat offenbar am besten für den avisierten Zweck. Implantate aus diesem Stoff können effektiv Keime im umliegenden Kiefergewebe abtöten. Für Laien nicht minder erstaunlich: Die für das Licht benötigte Energie stellt das Implantat selbst her, indem es die beim Kauen und Sprechen vollzogenen Bewegungen als Energiequelle „anzapft“. Damit wird das bei elektrischen Körperimplantaten grundsätzlich heikle Problem der Stromversorgung – meist über Batterien – obsolet.

Warum ist die Selbstreinigung von Implantaten so wichtig?
Angesichts dieser aufsehenerregenden Meldung mögen sich manche Patienten fragen: Wozu soll das Implantat denn seine Umgebung reinigen, Keime können ihm doch nichts anhaben? Letzteres stimmt zwar, doch nicht nur das Implantat selbst muss „funktionieren“. „Das Implantatbett, also das Gewebe um das Implantat herum, muss entzündungsfrei gehalten werden. Andernfalls droht es seine Tragkraft einzubüßen und das Implantat lockert sich am Ende. Auch aus diesem Grund ist die gründliche heimische Zahnpflege für Implantatträger wichtig, um keine Keimherde entstehen zu lassen“, führt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg und Zahnimplantologie-Experte Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain aus.

Eine Entzündung des Implantatbetts wird Periimplantitis genannt und bildet die Hauptursache für den vorzeitigen Verlust von Zahnimplantaten. Ihrer Vorbeugung dient das in Pennsylvania entwickelte „intelligente Zahnimplantat“ in erster Linie.