Studie untersucht Drainagen-Effekt bei Weisheitszahnentfernung

Bei der Extraktion eines Weisheitszahns verwenden viele Operateure eine Gummilasche als Drainage. Eine aktuelle Studie kommt nun zu dem Schluss: Jene ist verzichtbar.

Wenn Weisheitszähne bis zum 20. Lebensjahr noch nicht komplett durchs Zahnfleisch gebrochen sind, passiert das erfahrungsgemäß auch danach nicht mehr. Solche Zähne werden als „retiniert“ bezeichnet – sie erblicken nicht zum normalen Zeitpunkt das Licht des Mundraums, sondern später oder gar nicht. Auch teilweise durchgebrochene Zähne werden so genannt. Die Ursache für diese „Zurückhaltung“ liegt zumeist in Platzmangel im Kiefer.

Medizinisch können retinierte Zähne zum Problem werden, denn oft bilden sich an ihnen Zysten oder benachbarte Zähne werden beschädigt. Auch kann es durch den Platzdruck zu Verschiebungen in der gesamten Zahnreihe kommen. „Bei nur partiell durchgebrochenen Weisheitszähnen besteht zudem ein enormes Infektionsrisiko. Daher empfiehlt sich in aller Regel die operative Entfernung“, erläutert der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain.

Bei einer solchen Extraktion werden oftmals Drainagen in Form einer Gummilasche eingelegt. Ob diese Methode tatsächlich Vorteile bringt, wurde bislang allerdings nicht systematisch untersucht. Diese Forschungslücke wurde nun von einem Team der Uniklinik RWTH Aachen um Dr. Marie Sophie Katz mithilfe modernster Technik geschlossen. Ihre Studie überzeugte die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt derart, dass sie mit deren Förderpreis 2020 ausgezeichnet wurde.

Splitmouth-Design für den direkten Vergleich

Die Forscher untersuchten den Drainagen-Effekt per Splitmouth-Design; das heißt, bei einer beidseitigen Weisheitszahn-Entfernung wurde nur auf einer Seite eine Drainage gelegt, um nahezu ideale Vergleichsbedingungen zu schaffen. Mithilfe eines 3D-Facescans wurden die Schwellungen gemessen, außerdem wurde eine Regressionsanalyse vorgenommen. Nach Einschätzung der Studienleiterin Dr. Katz hat es zuvor noch keine vergleichbar genaue Evaluation der Drainage gegeben.

Im Ergebnis zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen der Operationsmethode mit und der ohne Gummilasche. Die empfundenen Schmerzen bewegten sich auf ähnlichem Niveau, die Schwellungen ebenso. Bei keiner Methode kam es zu deutlich mehr Wundinfektionen. Auch die Mundöffnung bereitete auf beiden Seiten vergleichbare Beschwerden. Fazit der Teamleiterin: „Die Einlage einer Gummilasche als Drainage scheint somit bei der Entfernung von asymptomatischen Weisheitszähnen keinen Vorteil zu bringen.“