Weniger Angst, weniger Schmerz: Wie Musik bei oralen Eingriffen hilft

Puls, Blutdruck und Atemfrequenz sinken, die Muskelspannung lässt nach – diese altbekannten Wirkungen von Musik können auch bei Behandlungen im Mundraum segensreich sein, wie eine neue Studie belegt.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) haben weit mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung Angst vor dem Zahnarztbesuch. Jeder 20. Bundesbürger verzichtet deshalb komplett auf Termine beim Zahnarzt. Besorgniserregende Zahlen, die sich sicherlich auf MKG-Behandlungen im Mundraum übertragen lassen. Dank der modernen Anästhesie verlaufen zwar die allermeisten Eingriffe eines erfahrenen MKG-Chirurgen weitestgehend schmerzfrei. Doch offensichtlich werden gewisse menschliche Urängste getriggert, wenn andere Personen im eigenen Mundraum mit Gerätschaften „hantieren“.

Einen Ansatz zur Angstbekämpfung, der ebenso niedrigschwellig wie wirksam ist, hebt nun eine im „British Medical Journal“ erschienene Studie hervor: Musik. Die wenigsten Menschen lässt Musik kalt; zahlreiche Forschungsarbeiten belegen ihren beruhigenden Effekt auf das Gemüt, der sich auch in physiologischen Kennzahlen widerspiegelt. So sinken bei Beschallung mit geeigneter Musik sowohl die Herz- und Atemfrequenz als auch der Blutdruck. In den Muskeln kann eine deutliche Entspannung gemessen werden.

Die englischen Forscher wollten nun eruieren, ob sich das auch bei oralen Eingriffen bezahlt machen kann. Diese ließen sie dazu mit Musik via Kopfhörer untermalen, anschließend befragten sie die Probanden zu deren Eindrücken. Außerdem wurde der Puls bei den Eingriffen gemessen.

Neun von zehn Probanden wollen es wieder tun
Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Das Angst- und Schmerzempfinden wurde bei 92 Prozent der Studienteilnehmer laut Eigenauskunft merklich gedämpft. Auch die Herzfrequenz sank unter dem Einfluss der Musik. Überdies fiel rund der Hälfte der Probanden der mündliche Austausch mit den Praxiskräften leichter. Im Resümee möchten neun von zehn beim nächsten oralen Eingriff gern wieder mit Musik beschallt werden.

„Ob Angstpatient oder nicht: Es kann sich lohnen, Kopfhörer und Lieblingsmusik mitzunehmen, wenn der nächste orale Eingriff ansteht. Für uns als Behandler ist das – solange die Lautstärke noch Kommunikation zulässt – völlig unproblematisch. Und wenn unsere Patienten entspannt sind, ist das auch in unserem Sinne, schließlich sollen sie sich bei uns wohlfühlen“, begrüßt der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain die neuen Forschungsergebnisse.