Um ein Zahnimplantat stabil verankern zu können, ist ausreichende Knochensubstanz erforderlich. In vielen Fällen muss diese zunächst aufgebaut oder transplantiert werden.
Es gibt verschiedene Gründe, die zum Schrumpfen des Knochengewebes im Kiefer führen können. Häufig bildet es sich zurück, wenn eine Zahnlücke längere Zeit besteht und der Knochen darunter nicht gebraucht wird. Zudem hat auch die Volkskrankheit Parodontitis, die bei vielen Patienten über Jahre hinweg unbemerkt fortschreitet, einen Knochenabbau zur Folge. In seltenen Fällen kann auch ein Kopf-Hals-Tumor (Plattenepithelkarzinom) die Entnahme befallenen Knochengewebes erforderlich machen.
Wenn der Kieferknochen keine normalen Ausmaße mehr erreicht, ist es schwierig bis unmöglich, ein Zahnimplantat darin zu verankern. Schließlich soll die künstliche Zahnwurzel jahrzehntelang zuverlässig ihren Dienst verrichten, was ohne stabiles Knochenbett kaum zu bewerkstelligen ist.
„Vor einer Zahnimplantation muss sichergestellt sein, dass das vorhandene Knochengewebe belastbar und ausreichend ist“, erklärt der erfahrene Implantologe und Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „Ist das nicht der Fall – und das kommt nicht selten vor –, muss der Knochen zunächst verstärkt bzw. aufgebaut werden. Man spricht dann von einer Knochenaugmentation.“
Eigenknochen, Eigenwachstum oder Knochenersatzmaterial
Die gängige Augmentationsmethode besteht darin, dem Patienten Knochenmaterial zu entnehmen und an die gewünschte Stelle zu transplantieren. Häufig entstammt der Eigenknochen direkt der Mundhöhle des Patienten. An seinem neuen Platz verwächst er dann im Laufe einiger Wochen mit dem vorhandenen Gewebe. Alternativ kann auch ein körperverträgliches Knochenersatzmaterial eingesetzt werden, das in seiner Beschaffenheit und Belastbarkeit dem natürlichen Knochen ähnelt.
Ein relativ neues Verfahren basiert darauf, im aufzubauenden Knochen kleine Hohlräume zu generieren, die anschließend auf natürliche Weise zuwachsen. Dafür wird ein Instrument namens Distraktor verwendet.
Hält denn aufgebauter Kieferknochen ähnlich lange und zuverlässig wie „normaler“ Knochen? Diese regelmäßig von Patienten aufgeworfene Frage lässt sich mit einem eindeutigen Ja beantworten. Eine Studie, die mehr als 26.000 Zahnimplantationen zwischen 2001 und 2017 ausgewertet hat, kam zu dem Schluss, dass die Implantatverlustrate bei augmentiertem Knochen sogar unter dem Gesamtdurchschnitt liegt (3,6 vs. 5,4 Prozent).