Glaskeramik: Durchbruch bei Biegefestigkeit

Glaskeramik ist wegen ihrer zahnähnlichen Eigenschaften und Optik als Zahnersatzmaterial sehr beliebt. Schwedische Forscher haben nun auch den Schwachpunkt beheben können.

Zahnersatz aus Vollkeramik gilt nicht umsonst als Nummer-eins-Lösung, wenn es um die Verbindung von Funktionalität und Ästhetik geht. Dafür sind auch zahlreiche gesetzlich Krankenversicherte bereit, in die eigene Tasche zu greifen, um die in der Regel nötige Zuzahlung zu leisten. Kein Wunder: Eine gut gemachte Zahnerweiterung, Krone oder Brücke aus Vollkeramik ist von natürlichen Zähnen nicht zu unterscheiden.

Keramikzahnersatz besteht aus verschiedenen Materialien, die jeweils ihre Stärken haben. Daher werden sie auch gerne kombiniert. Lithiumdisilikat, Zirkoniumdioxid und Feldspatkeramik sind etablierte Stoffe, doch in puncto Lichtdurchlässigkeit und Fluoreszenz wie auch beim Abrasionsverhalten (Abriebverhalten) kommt echten Zähnen nichts so nahe wie Glaskeramik.

Allerdings hat die bisher verwendete Glaskeramik einen Nachteil: „Die Biegefestigkeit von Glaskeramik reicht nicht an die anderer Keramikmaterialien wie Zirkoniumdioxid heran. Das wirkt sich negativ auf die Langlebigkeit aus“, berichtet der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg und Implantologe Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain.

Nanotechnologie macht den Unterschied

Wie Forscher vom Ångström Laboratory der Universität im schwedischen Uppsala nun im Fachblatt „Nano Letters“ verkündeten, ist es ihnen gelungen, eine Glaskeramik mit deutlich höherer Biegefestigkeit zu entwickeln. Kern der Innovation ist ein Herstellungsverfahren, bei dem monokristalline Nanopartikel eine wesentliche Rolle spielen. Ohne die anderen – positiven – Eigenschaften des Materials zu schwächen, kann die Biegefestigkeit damit auf das Niveau von Zirkoniumdioxid gehoben werden (rund 1.000 Megapascal; das ist die Einheit, die Druck und mechanische Spannung wiedergibt).

Damit hat die schwedische Glaskeramik gute Chancen, zu einem neuen Standard in der prothetischen Versorgung mit Vollkeramik zu werden. Wann das Material für den breiten Praxiseinsatz zur Verfügung stehen wird, ist derzeit allerdings noch nicht abzusehen.