Implantat-Oberflächen im Wandel

Wie die Oberfläche eines Implantats beschaffen ist, entscheidet mit über die Osseointegration, also das „Verwachsen“ mit dem umliegenden Gewebe. Der Trend geht in Richtung mikroraue Oberfläche.

Es kann für das Gelingen einer implantologischen Therapie einen großen Unterschied machen, wie die Oberfläche des Implantats behandelt wurde. Immerhin entsteht hier der Kontakt mit dem natürlichen Gewebe, mit dem die künstliche Zahnwurzel gewissermaßen in Interaktion tritt. Das Kiefergewebe umschließt das Implantat und „verwächst“ fest mit ihm, wie mit einer echten Wurzel. Diesen Einheilungsvorgang nennt man Osseointegration.

Die implantologische Forschung geht seit Beginn dieser Disziplin der Frage nach, welche Oberfläche für eine ideale – also schnelle, komplikationsfreie und möglichst nahtlose – Osseointegration sorgt. Eine glatt polierte (maschinierte) Oberfläche bietet den Vorteil, dass Bakterien nicht so leicht Halt finden. Da man so dem Hauptrisikofaktor, einer Entzündung des Implantatbetts, vorbeugen kann, war diese Oberfläche zunächst der Standard. Auf einer raueren „Außenhaut“ wiederum kann sich das Kiefergewebe besser ansiedeln, die Festigkeit erhöht sich.

„Eine raue Implantat-Oberfläche vergrößert die Kontaktfläche mit dem Kieferknochengewebe, was der Osseointegration förderlich ist“, erläutert der erfahrene Implantologe Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „Daher hat die Forschung in den letzten Jahren verstärkt in diese Richtung tendiert.“

In-vitro-Vergleiche belegen stärkere Anhaftung
Bei In-vitro-Vergleichen (im Labor in Petrischalen) wurde festgestellt, dass sich Osteoblasten auf rauen Oberflächen schneller ansiedeln. Osteoblasten sind knochengewebsbildende Zellen. Damit wird auch die Osseointegration beschleunigt.

Zu rau darf die Implantat-Oberfläche allerdings auch nicht sein, denn dann fällt eine antibakterielle Reinigung und Prophylaxe schwerer. Zudem kann es beim Einbringen in den Kiefer leichter zu Abrieb kommen. Die Forschung fokussiert sich daher verstärkt auf sogenannte mikroraue Oberflächen, deren Rauigkeit zwischen einem und zwei Mikrometern liegt.

Zur Herstellung haben sich verschiedene Verfahren etabliert: Bei der anodischen Oxidation sowie der Beschichtung mit Nanopartikeln wird Material auf-, bei der Säureätzung und der Bestrahlung abgetragen. All diese Methoden haben ihre Vor- und Nachteile und sind im klinischen Alltag bewährt.