Ein aktueller TikTok-Trend verleitet vor allem junge Männer dazu, auf extrahartem Kaugummi herumzukauen, weil sie sich davon einen definierteren Kiefer versprechen. Aus medizinscher Sicht ist klar davon abzuraten.
Die große Social-Media-Wundertüte TikTok versorgt ihre zumeist jugendlichen Nutzer neben Unterhaltung auch gern mit lebenspraktischen Tipps, sogenannten Life Hacks. Oft entstammen sie medizinischen Gebieten – und dann ist grundsätzlich Vorsicht gefragt. Denn wissenschaftliche Evidenz ist für viele Influencer kein hoher Wert.
Das zeigt auch ein aktueller TikTok-Trend, der auf das Bedürfnis einzahlt, schöner auszusehen. In zahlreichen Videos wird propagiert, tapfer auf extrahartem Kaugummi herumzukauen, weil man dadurch angeblich eine markantere Kieferpartie gewinnt. Der Gedanke dahinter: Auch der Kiefer braucht eine Art regelmäßiges Work-out, um in Form zu kommen und zu bleiben, ebenso wie andere Körperpartien. Diese Rechnung geht allerdings nur bedingt auf.
Deutlich mehr Risiko als Nutzen
Zunächst zum möglichen Nutzen dieses Life Hacks: „Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass die Kiefermuskulatur durch intensives Kaugummikauen eine – in der Physiognomie wahrnehmbare – Straffung erfährt“, erläutert der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. Allerdings gebe es auch kaum Forschung dazu. „Die sichtbaren Effekte dürften allenfalls minimal sein. Und sie werden mit einem erhöhten Risiko für die Zähne und das Kiefergelenk erkauft.“
Insbesondere wenn die Zahnsubstanz schon geschwächt ist, etwa durch Karies, können extraharte Kaugummis beträchtliche Schäden verursachen. Aber auch gesunden Zähnen drohen Absplitterungen oder Risse. Das Kiefergelenk wiederum kann durch die außergewöhnliche Beanspruchung langfristig Schaden nehmen, der zu funktionalen Einschränkungen führen kann.
Fazit: Extraharte Kaugummis sind kein empfehlenswerter Weg zu einem markanteren Kiefer. Der lässt sich prinzipiell eher mit einer Gewichtsabnahme, also mit gesunder Ernährung und viel Bewegung, erreichen. Wer schon Normalgewicht hat, sollte als Alternative vielleicht einen Bart in Erwägung ziehen – ein Life Hack, der medizinisch garantiert unbedenklich ist.