Ausgehend vom Vorkommen zweier Proteine, kann ein von US-Forschern entwickeltes Verfahren zukünftig womöglich 19 von 20 Biopsien zur oralen Krebsdiagnose überflüssig machen.
Mundrachenkrebs, fachsprachlich Oropharyngealkrebs, betrifft vorwiegend Männer in gesetzteren Jahren. „Meist tritt Mundrachenkrebs in Form von Plattenepithelkarzinomen auf, doch auch weitere Tumorarten wie maligne Lymphome kommen in diesem Teil des Rachens vor“, erklärt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Igor Stojanovski von der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain. „Zur Diagnose erfolgt in aller Regel eine Biopsie, also die Entnahme von Gewebeproben aus einer Verdachtsregion.“
Genau dieser invasive Schritt könnte zukünftig weitgehend überflüssig werden. Zumindest gehen die Forscher der Case Western Reserve University School of Dental Medicine im US-Bundesstaat Ohio davon aus, die kürzlich im Fachmagazin „Journal Cell Reports Medicine“ ein neues Früherkennungsverfahren für Mundrachenkrebs vorgestellt haben. Es soll mit hoher Genauigkeit zwischen gut- und bösartigen Läsionen unterscheiden können, ohne dass ein Schnitt ins Gewebe notwendig wäre. Willkommener Nebeneffekt: Es ist auch deutlich günstiger als eine Biopsie. Die Entwickler haben das Verfahren bereits patentieren lassen und arbeiten derzeit an einem handlichen Gerät für den Praxiseinsatz.
Verhältnis zweier Proteine gibt Auskunft
Bei der Diagnose stützt sich der Früherkennungstest auf den Beta Defensin Index (BDI), der das Verhältnis der Proteine hBD-2 und hBD-3 angibt. Grundsätzlich tritt in frühen Mundrachenkrebs-Stadien hBD-3 stark gehäuft auf, während der hBD-2-Spiegel im Wesentlichen gleich bleibt. Die Aussagekraft des BDI haben die Forscher an verschiedenen Stellen im Mundraum mit positivem Ergebnis evaluiert.
Nach ihrer Auskunft können durch den BDI-Test rund 19 von 20 Biopsien in Primärversorgungskliniken entfallen. Studienleiter Aaron Weinberg geht davon aus, dass die Versorgung insbesondere in ärmeren Ländern, in denen Gewebeanalysen kaum bezahlbar sind, dadurch deutlich verbessert werden kann.