Gehört Keramik-ummantelten Titanimplantaten die Zukunft?

In seltenen Fällen kommt es bei reinen Titanimplantaten zu Unverträglichkeitsreaktionen; reine Keramikimplantate hingegen sind nicht so stabil – die Ideallösung liegt womöglich in der Kombination beider Materialien.

Titan leistet als Standardmaterial in der Implantologie hervorragende Dienste. Doch hin und wieder klagen Patienten über Anzeichen von Unverträglichkeit. In diesen Fällen ist es meist zu einer Titanionen-Anreicherung im umliegenden Gewebe gekommen. Eine Periimplantitis beispielsweise kann die Freisetzung von Titanionen ankurbeln, auch ein saures Milieu im Mund hat diesen Effekt, indem es Korrosion begünstigt. Vermutet wird, dass diese Titanionen im Gewebe Entzündungsprozesse befördern können. Unverträglichkeitsreaktionen treten zwar äußerst selten auf, dennoch ist es der Forschung ein Anliegen, auch in dieser Hinsicht der Perfektion möglichst nahe zu kommen.

Wie das gelingen könnte, hat Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig kürzlich auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vorgestellt. Der Implantologie-Experte berichtete von erfolgreichen Versuchen, herkömmliche Titanimplantate mit einer hauchdünnen Hoch-Vakuum-Beschichtung aus Zirkonoxid oder Nioboxid zu versehen. Ein Verfahren, das in anderen prothetischen Bereichen, etwa in der Gefäßchirurgie oder bei Hüftprothesen, schon seit Langem angewandt wird.

Keine Korrosion, kein Verschleiß
Diese zwei bis fünf Mikrometer starke Keramik-Ummantelung verhindert Korrosion und Verschleiß des Titans. Das Keramikmaterial hat sich in Tests als hoch biokompatibel erwiesen und geht unverzüglich eine Verbindung mit den angrenzenden Gewebezellen ein, während Titanionen nicht nach außen dringen können.

„Keramik-ummantelte Titanimplantate verbinden das Beste aus beiden Welten: die biomechanischen Vorteile des Titans, also vor allem eine hohe Bruchsicherheit, und die bewährte Biokompatibilität von Keramik“, bringt Dr. Igor Stojanovski, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg in der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain, die Forschungsergebnisse auf den Punkt. Der erfahrene Implantologe sieht gute Chancen für die Neuentwicklung, sich in der breiten implantologischen Praxis durchzusetzen.

Die „Versiegelung“ der Implantate hat überdies den Vorteil, dass eine Periimplantitis unwahrscheinlicher wird. Auf dem Weg zu einer hundertprozentigen Erfolgsquote in der Implantologie könnte das Keramik-ummantelte Implantat daher einen wichtigen Schritt nach vorn darstellen.