Antidepressiva können Implantatverlust begünstigen

US-Forscher haben einen Zusammenhang zwischen fehlgeschlagenen Implantatbehandlungen und der Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern belegt.

Seit rund drei Jahrzehnten werden Patienten mit Angst- bzw. Zwangsstörungen oder Depressionen zunehmend mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern behandelt (SSRI). Mittlerweile bilden die Wirkstoffe bei vier von fünf Betroffenen ein Kernelement der Behandlung. Ihr Effekt wurde in einer Vielzahl von Studien bewiesen. Das Wirkprinzip: Ein Mangel an Botenstoffen (Neurotransmittern) wie eben Serotonin, der für eine psychiatrische Störung verantwortlich sein kann, wird behoben, indem die Wiederaufnahme des Serotonins in die Nervenzellen blockiert wird. Der Serotoninspiegel in der Gehirn-Gewebsflüssigkeit erhöht sich in der Folge.

Zu den bekannten Nebenwirkungen des Antidepressivums zählen Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall, seltener treten auch Schwindel, Schlaflosigkeit, Unruhe oder sexuelle Störungen auf. Eine weitere Nebenwirkung haben nun US-Forscher der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota in einer Studie aufgedeckt: Das Risiko, dass spätere Zahnimplantatbehandlungen fehlschlagen, steigt infolge der Einnahme von SSRI.

60 Prozent erhöhtes Risiko für Implantatversagen

Grundlage dieser Erkenntnis bilden die Daten von circa 5.500 Patienten, die zwischen 1995 und 2014 implantologisch versorgt wurden. Der Behandlungserfolg wurde im Median gut fünf Jahre lang beobachtet (Median bedeutet: Eine Hälfte liegt darüber, die andere Hälfte darunter). Insgesamt schlug rund jede zehnte Implantatbehandlung fehl – eine relativ hohe Quote, die sich mit den in den 90er-Jahren noch nicht ausgereiften zahnimplantologischen Verfahren erklären lässt. Heute kommt es bei weniger als jeder 20. Behandlung zu einem Implantatversagen; bei erfahrenen Implantologen liegt die Erfolgsquote noch deutlich höher.

Wie die Wissenschaftler feststellten, erhöhte eine frühere SSRI-Einnahme das Risiko eines Implantatverlusts um rund 60 Prozent. Andere Einflussfaktoren wie Implantatmodell und Patientenalter bei der Implantation wurden dabei herausgerechnet. Eine Risikoerhöhung ließ sich dagegen nicht konstatieren, wenn die SRRI-Therapie sich mit der Implantatbehandlung zeitlich überschnitt – lediglich zurückliegende Antidepressiva-Einnahme wirkt sich negativ aus. Warum das so ist, konnten die Forscher nicht klären.

Sollten Zahnpatienten, die bereits mit SRRI behandelt wurden, also besser auf andere Lösungen als ein Implantat ausweichen? „Dafür gibt es keinen Anlass. Eine 60-prozentige Risikoerhöhung kann beispielsweise bedeuten, dass das Implantatverlustrisiko von 2 auf 3,2 Prozent steigt, was keinen signifikanten Unterschied macht“, erklärt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg und Implantologe Dr. Igor Stojanovski, der in der ParkPraxis in Berlin-Friedrichshain praktiziert. „Viel entscheidender für den langfristigen Erfolg einer Zahnimplantation ist die heimische Mundhygiene, denn die beeinflusst das Entzündungsrisiko. Auch aufs Rauchen sollten Patienten mit Implantat verzichten.“